Bildnisstatuen historischer Personen gehörten zu den charakteristischen Bestandteilen der visuellen Kultur der griechischen Antike. Die vorliegende Studie stellt erstmals das Leben dieser Porträts nach ihrer Aufstellung ins Zentrum. Besprochen werden die Praktiken des Umgangs mit diesen Porträts als bildlichen Kommunikationsmedien und zwar in materieller, räumlicher, medialer, topographischer, sozialer und kultureller Hinsicht. Die Dauer ihrer physischen Präsenz wird dabei als Abfolge von Transformations- und Rezeptionsprozessen verstanden. Den zeitlichen Ausgangspunkt bildet das frühe 5. Jh. v. Chr., als physiognomische Individualisierungen zu zentralen Bestandteilen der Semantik griechischer Porträts wurden und Bildnisse in den städtischen Raum der Polis eindrangen. Die Epoche zwischen dem 4. und 1. Jh. v. Chr. kann als die Hochzeit griechischer Bildnisstatuen angesprochen werden, vor allem der Ehrenstatuen. Porträts prägten nun in wachsender Zahl öffentliche Plätze und Heiligtümer. Bildnispraktiken und Neu-Kontextualisierungen werden sowohl an beispielhaften Stätten der Ehren- und Kultpraxis (wie in Delos, Athen, panhellenischen Heiligtümern und in Pergamon), aber auch in vielen Einzelfällen untersucht, um ein Gesamtbild vom Leben griechischer Porträts bis zum Beginn der römischen Kaiserzeit zu skizzieren.